Workshop zur Abwehr von Deepfakes

Ein Workshop mit Fokus auf Überlebende, ohne Fachjargon, um Deepfake-Missbrauch zu erkennen, zu hinterfragen und sich dagegen zu wehren. Kein technisches Vorwissen nötig – nur Augen, Instinkte und ein bisschen Theater.

Zielgruppe: Überlebende, Unterstützende, Sozialarbeitende, Aktivist:innen und Verbündete

Dauer: 90 Minuten (anpassbar)

Deepfakes sind nicht nur eine technische Kuriosität. In den falschen Händen werden sie genutzt, um Menschen zu belästigen, zu diskreditieren oder zu isolieren – besonders Überlebende von Gewalt. Diese Session stattet Teilnehmende mit dem nötigen Selbstvertrauen aus, um digitale Manipulation zu erkennen, ruhig zu reagieren und andere dabei zu unterstützen.

Was Teilnehmende mitnehmen

  • Ein klares Verständnis von Deepfakes und ihrem Missbrauch in Gewalt- und Kontrollkontexten
  • Praktische Werkzeuge, um gefälschte Videos, Audios und Bilder zu erkennen
  • Strategien für den Umgang mit synthetischen Medien als Waffe
  • Eine gedruckte Checkliste mit Warnsignalen und Handlungsschritten – zum Behalten, Teilen oder Weitergeben

Was Sie benötigen

  • Beamer oder großer Bildschirm
  • Laptops/Tablets (optional für praktische Übungen)
  • Flipchart oder Whiteboard
  • Gedruckte Checklisten
  • Vorausgewählte echte und gefälschte Video-/Audioclips
  • Rollenspiel-Szenariokarten

Ablaufplan

Klare Worte: Was ist ein Deepfake? (15 Minuten)

Moderationshinweis: Erklären Sie es einfach. Keine technischen Vorträge.

  • Ein Deepfake ist ein digital manipuliertes Video, Audio oder Foto, das so aussieht oder klingt, als hätte jemand etwas getan oder gesagt, was nie passiert ist.
  • Gewaltausübende nutzen sie z. B. für Rachepornos, falsche Geständnisse, Drohungen oder demütigendes Material.
  • Nicht alle Deepfakes sind bösartig, aber in Gewaltkontexten können sie Angst, Verwirrung und Misstrauen verstärken.

Analogie (optional): „Es ist wie eine Puppe, die aussieht wie du, spricht wie du und andere glauben lässt, sie sei du – nur dass sie von jemandem mit schädlichen Absichten erstellt und online verbreitet wird.“

Wie man Fälschungen erkennt (15 Minuten)

Gruppendiskussion: „Wie würde man jemanden in einem Video fälschen? Was könnte schiefgehen?“

Notieren Sie Ideen, dann bieten Sie eine gedruckte Checkliste (Beispiel) an:

Häufige Deepfake-Warnsignale:

  • Lippenbewegungen passen nicht zum Gesagten
  • Kein Blinzeln – oder zu viel Blinzeln
  • Licht oder Schatten wirken ‚komisch‘
  • Augen wirken starr oder flach
  • Ohren, Schmuck oder Haare verschwimmen
  • Stimme klingt roboterhaft oder emotionslos
  • Unnatürlich wiederholte Gesichtsausdrücke

Drucken Sie kleine Karten mit dieser Checkliste für Teilnehmende.

Echt-oder-Fake-Übung (20 Minuten)

Zeigen Sie 5 Clips – eine Mischung aus echten und gefälschten Inhalten. Nach jedem:

  • Fragen Sie: Echt oder Fake?
  • Abstimmung, Auflösung und Diskussion:
    • „Was hat es verraten?“
    • „Würde es jemanden täuschen, der es nicht besser weiß?“
    • „Wie könnte dies missbraucht werden?“

Nehmen Sie ein offensichtliches und ein subtiles Beispiel, um die Bandbreite zu zeigen.

Rollenspiel: Wenn es gegen dich verwendet würde (20 Minuten)

Teilen Sie sich in Kleingruppen. Jede Gruppe erhält eine Szenariokarte (A6-Format). Diese beschreiben realistische Deepfake- oder Identitätsdiebstahl-Bedrohungen.

Mögliche Szenarien:

  • Ein gefälschtes Nacktvideo, das in privaten Gruppen geteilt wird
  • Eine Sprachnachricht, die deinen Chef nach Passwörtern fragt
  • Ein Video, in dem „du“ etwas gestehst, was du nie gesagt hast
  • Ein virales Video, das echt wirkt, aber ‚komisch‘ ist

Jede Gruppe diskutiert drei Fragen. Anschließend teilt jede Gruppe eine Erkenntnis oder einen Tipp mit allen.

Moderationshinweis: Zweifel sind normal. Diese Werkzeuge sollen täuschen. Es ist stärker, erst zu prüfen – nicht sofort zu reagieren.

Wenn jemand einen Deepfake gegen dich einsetzt (10 Minuten)

Praktische Schritte:

  • Atme durch – du bist nicht allein und das ist zu bewältigen
  • Sichere die Beweise (Video, Screenshot, Link)
  • Notiere, wann und wo du es gesehen hast
  • Melde es auf der Plattform (die meisten verbieten synthetische Medien)
  • Hole dir Unterstützung – rechtlich, emotional, digital
  • Konfrontiere die verantwortliche Person nicht allein

Ermutige dazu, zuerst eine:n Unterstützende:n zu kontaktieren.

Fragen & Mythen entkräften (10 Minuten)

Offene Fragerunde. Häufige Mythen ansprechen:

  • “Nur Promis werden angegriffen” – Stimmt nicht.
  • “Deepfakes sind jetzt perfekt” – Haben immer noch Fehler.
  • “Wenn es echt aussieht, ist es echt” – Genau das ist die Falle.

Optionale Ergänzungen

  • Live-Demo: Zeigen Sie (wenn sicher) eine Stimmen- oder Gesichtsnachahmung mit kostenlosen Tools.

  • Mitnahmepaket: PDF oder Karte mit:

    • Checkliste für Warnsignale
    • Was tun bei Angriffen?
    • Lokale Hilfsangebote
    • Meldeleitfaden
  • Folgetermin: 1:1-Sprechstunde zum Melden oder Überprüfen von Medien.

Erkennen, Handeln: Deepfake-Verteidigungsset für Schutzunterkünfte

Druckbare Karten und ein einseitiges Merkblatt, um Mitarbeitende in Schutzunterkünften dabei zu unterstützen, Deepfake-Vorfälle zu erkennen, darauf zu reagieren und darüber zu sprechen – ruhig und praktisch.

Anleitung: Deepfake-Videoclips für Schulungen erstellen

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Erstellung echter und gefälschter Videoclips für die ‘Spot the Fake’-Übung – mit kostenlosen Tools für Windows und Linux.

Moderator:innen-Leitfaden: Workshop zur Deepfake-Abwehr

Eine praktische Anleitung für Moderator:innen, um den Workshop zur Deepfake-Abwehr flüssig, praxisnah und bestärkend zu gestalten – ohne Panikmache oder Fachjargon, sondern mit informiertem Realismus.